Was WLTP für Autokäufer bedeutet
Ab dem 1. September 2018 muss bei Neufahrzeugen, die erstmals zugelassen werden, eine neue Messtechnik angewendet werden. Das Verfahren namens WLTP liefert genauere Ergebnisse zum CO2-Ausstoß und zum Spritverbrauch.
Doch die Kehrseite der Medaille ist, dass das Prüfverfahren eine höhere Kfz-Steuer zur Folge haben kann.
Wir erklären, was es mit dem Messverfahren auf sich hat – und was WLTP für Autokäufer bedeutet:
Inhalt
Was ist WLTP?
Um den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoß von Fahrzeugen zu ermitteln, wurde bisher das Prüfverfahren NEFZ angewendet. NEFZ steht für Neuer Europäischer Fahrzyklus. Dieses Messverfahren wird durch eine andere Messmethode ersetzt. Sie nennt sich Worldwide Harmonized Light-Duty-Vehicles Test Procedere – oder kurz WLTP.
Verglichen mit dem bisherigen Prüfverfahren soll WLTP genauere Werte liefern. Denn die Prüfung findet zum einen unter identischen Bedingungen statt. Und zum anderen ist das Verfahren stärker an der tatsächlichen Fahrpraxis orientiert.
Dazu werden die getesteten Fahrzeuge nicht mehr wie bislang auf 120, sondern auf 131 Stundenkilometer beschleunigt. Der Testzyklus verlängert sich um zehn Minuten auf eine halbe Stunde und auch die Art, wie die Autos auf die Geschwindigkeit beschleunigt werden, ist realistischer.
Die weltweit harmonisierte Messtechnik soll so potenziellen Autokäufern nicht nur präzisere Informationen über die Abgaswerte und den Spritbedarf liefern, sondern gleichzeitig für eine bessere Vergleichbarkeit der verschiedenen Autos sorgen.
Angewendet wird WLTP bei allen neuen Typenzulassungen, die ein Autohersteller auf den Markt bringt. Jede neue Generation eines Automodells und jedes komplett neue Fahrzeugmodell muss also die WLTP-Prozedur durchlaufen. Das gilt unabhängig davon, in welcher Stückzahl das jeweilige Neufahrzeug vom Band läuft.
Allerdings wird nicht jedes produzierte Fahrzeug auf den Prüfstand gestellt. Stattdessen werden einzelne Autos stellvertretend für ein Fahrzeugmodell getestet. Sind die Werte für das Modell dann einmal ermittelt und genehmigt, gibt der Autobauer eine sogenannte Konformitätserklärung ab. Darin garantiert er, dass auch alle anderen Fahrzeuge dieses Typs die gleichen Werte erreichen.
Ganz neu ist WLTP allerdings nicht. Vielmehr werden schon seit September 2017 Genehmigungen für Neufahrzeuge nur noch nach der WLTP-Norm erteilt. Nur hatten die Autohersteller eine Übergangsfrist. Demnach müssen die Messwerte von Neufahrzeugen bis zum 1. September 2018 vorliegen. Das ist übrigens auch der Grund, warum in den Fahrzeugpapieren von Autos, die ab September 2017 gebaut wurden, die Werte nach NEFZ und nach WLTP aufgeführt sind.
Was bedeutet WLTP für Autokäufer?
Auf der einen Seite ist das neue Messverfahren für Autokäufer durchaus positiv. Denn der Energieverbrauch, den der Autohersteller angibt, ist durch WLTP näher an der Realität. Der Energieverbrauch eines Autos setzt sich aus der CO2-Emission und dem Kraftstoffverbrauch zusammen. Und für den Autokäufer sind das durchaus interessante, mitunter sogar entscheidende Kriterien.
Doch es gibt auch ein großes Aber. Weil die neue Prüfung das alltägliche Fahrverhalten stärker abbildet, führen die Messungen – jedenfalls auf dem Papier – zu höheren CO2-Werten und einem höheren Spritverbrauch. Der CO2-Prüfwert ist jedoch eine wesentliche Grundlage für die Berechnung der Kfz-Steuer. Folglich bittet der Fiskus den Autofahrer mit einer höheren Steuer zur Kasse.
Das heißt im Klartext: Angenommen, der Autokäufer hat sich ein neues Auto gegönnt. Dabei hat er sich ein Fahrzeug leistet, das wirklich ganz neu ist und nun erstmals zugelassen wird. Meldet er seinen Neuwagen bis zum 31. August 2018 an, wird die Kfz-Steuer nach den alten Werten, die durch das NEFZ-Messverfahren vorliegen, berechnet. Geht er aber erst am oder nach dem 1. September 2018 zur Zulassungsstelle, werden bei der Berechnung der Kfz-Steuer die Werte aus der WLTP-Messung zugrunde gelegt. Hat WLTP höhere Werte ergeben als NEFZ, fällt auch die Kfz-Steuer entsprechend höher aus.
Grundsätzlich ist natürlich ebenso denkbar, dass die CO2-Werte gleich oder sogar niedriger ausfallen. In diesen Fällen würde sich die Höhe der Kfz-Steuer nicht ändern oder sinken. Tatsächlich werden durch das neue Messverfahren aber größtenteils höhere CO2-Emissionen erwartet.
Übrigens: Wie hoch genau die Kfz-Steuer für sein Wunschauto ist, kann der Autokäufer im Online-Rechner des Bundesfinanzministeriums ausrechnen.
Betrifft WLTP alle Autos?
Auswirkungen hat WLTP nur auf Fahrzeuge, die ab dem 1. September 2018 zum ersten Mal zugelassen werden. Bei Autos, die schon zugelassen sind, bleibt alles beim Alten. Ein Autofahrer muss also nicht befürchten, dass die Kfz-Steuer für sein Auto nun plötzlich angehoben wird.
Und auch wenn sich der Autokäufer einen Gebrauchtwagen zulegt, der bereits zugelassen ist oder war, erfolgt keine Steueranpassung nach der WLTP-Norm. Hier bleibt es ebenfalls bei den bisherigen Berechnungsmethoden, die wiederum je nach Erstzulassung etwas unterschiedlich sind.
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Thema: Was WLTP für Autokäufer bedeutet
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