Welche Folgen hat der angehobene Leitzins?

Welche Folgen hat der angehobene Leitzins?

Um der Inflation entgegenzuwirken, hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen angehoben. Nachdem die Zinsen jahrelang unverändert auf einem sehr niedrigen Niveau geblieben waren, folgte Ende Juli 2022 eine erste Erhöhung. Anfang September fiel die Entscheidung, eine weitere Anhebung vorzunehmen. Seit dem14. September 2022 beläuft sich der wichtigste Leitzins dadurch auf 1,25 Prozent.

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Welche Folgen hat der angehobene Leitzins

Doch was genau ist der Leitzins eigentlich? Wie hängt er mit der Inflation zusammen? Und welche Folgen hat der angehobene Leitzins für Verbraucher? Wir klären auf!:

Was ist der Leitzins?

Mit dem Hauptrefinanzierungssatz, dem Spitzenrefinanzierungssatz und dem Einlagenzins gibt es eigentlich drei verschiedene Leitzinssätze. Der Einfachheit halber wird aber oft nur vom Leitzins gesprochen und damit ist in aller Regel der Hauptrefinanzierungssatz gemeint.

Er legt fest, welchen Zinssatz Banken und Kreditinstitute bezahlen, wenn sie sich bei der EZB Geld leihen.

Mit ihrer Zinspolitik soll die Europäische Zentralbank in erster Linie auf ein stabiles Preisniveau abzielen. In einer Marktwirtschaft werden die Preise aber nicht von einer staatlichen Behörde festgelegt, sondern entstehen als Folge von Angebot und Nachfrage.

Durch den Leitzins kann die EZB deshalb nur indirekt Einfluss auf das Angebot und die Nachfrage und damit auch auf die Entwicklung der Preise nehmen.

Trotzdem beeinflusst die EZB die allgemeine Zinsentwicklung stark. Denn Geschäftsbanken arbeiten auf Basis der Leitzinsen. Deshalb reicht es schon aus, dass die EZB ankündigt, die Zinsen in Zukunft weiter anzuheben. Die Banken reagieren auf solche Ankündigungen mit steigenden Zinsen, noch bevor die EZB die Erhöhung tatsächlich beschlossen hat.

Welche Folgen hat der angehobene Leitzins für Verbraucher?

Nach einer jahrelangen Zinspolitik nahe der Null-Prozent-Marke hat die EZB den Leitzins am 21. Juli 2022 erstmals wieder erhöht. Nur zwei Monate später wurde eine weitere Anhebung beschlossen.

Seit dem 14. September 2022 liegt der wichtigste Leitzins der EZB bei 1,25 Prozent. Zu diesem Zinssatz können sich Banken und Kreditinstitute Geld von der EZB beschaffen. Parken Banken und Kreditinstitute Geld bei der EZB, werden ihre Anlagen seit dem 14. September 2022 mit 0,75 Prozent verzinst.

Für Verbraucher wirkt sich der angehobene Leitzins bei Finanzierungen und beim Sparen aus.

Immobilienfinanzierungen

Wie hoch die monatliche Rate bei einer Baufinanzierung ist, hängt stark vom Zinsniveau ab. Schon seit Jahresbeginn 2022 sind die Bauzinsen kräftig nach oben geklettert. Die Zinserhöhung betrifft nicht nur Verbraucher, die jetzt eine Immobilie kaufen oder bauen wollen.

Auch Kreditnehmer, die vor dem Ende der Zinsbindung stehen und in Kürze eine Anschlussfinanzierung brauchen oder ihr bestehendes Darlehen umschulden müssen, bekommen die angehobenen Zinsen durch eine entsprechend höhere Kreditrate zu spüren.

Daher wird es umso wichtiger, eine anstehende Baufinanzierung gut zu planen und sorgfältig durchzurechnen.

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Sparanlagen

Steigen die Zinsen, werden verzinste Geldanlagen wie Tagesgeld, Festgeld oder Sparbriefe grundsätzlich rentabler. Vor der Zinswende der EZB lagen die Zinssätze bei null Prozent oder minimal darüber.

Von diesem niedrigen Zinsniveau profitierten Kreditnehmer, während es für Sparer ein Nachteil war. Werden die Zinsen angehoben, dreht sich die Situation prinzipiell um.

Prinzipiell deshalb, weil die Banken Zinserhöhungen im Kreditgeschäft umgehend an die Kunden weitergeben. Die Einlagenzinsen hingegen heben sie entweder gar nicht oder nur sehr langsam an. Hinzu kommt, dass die Zinssätze trotz der Zinswende weit unter der aktuellen Inflationsrate liegen.

Das Geld, das Sparer in sichere, verzinste Finanzprodukte angelegt haben, unterliegt damit einem Kaufkraftverlust. Real ist das angesparte Geld also weniger wert, auch wenn es auf dem Papier mehr wird.

Aktien

Zinserhöhungen werden oft als Gift für die Aktienmärkte bezeichnet. Eine derart pauschale Aussage stimmt aber nicht. Ein direkter, allgemeingültiger und fester Zusammenhang zwischen den Aktienkursen und der Zinsentwicklung existiert nicht.

Die Vergangenheit zeigt, dass die Aktienindizes deutlich nach oben geklettert sind, obwohl zur gleichen Zeit auch die Zinsen gestiegen waren. Und generell sollte sich niemand von den kurzzeitigen Schwankungen an der Börse oder den Prognosen von Experten verunsichern lassen.

Denn Aktien und Aktienfonds sind ohnehin Produkte, die auf einen langfristigen Anlagehorizont ausgelegt sein sollten.

Warum hat die EZB den Leitzins überhaupt angehoben?

Die Anhebung des Leitzinses soll dabei helfen, die Inflation zu bekämpfen. Das geschieht, vereinfacht erklärt, wie folgt: Steigen die Zinsen, werden Kredite teurer. Dadurch streichen Unternehmen Investitionsvorhaben und Verbraucher tätigen weniger Käufe.

Erhöhen sich die Guthabenzinsen, wird wieder mehr gespart. Im Ergebnis führt das dazu, dass die Nachfrage sinkt. Eine geringere Nachfrage wiederum hat zur Folge, dass die Preise ebenfalls sinken oder zumindest nicht mehr so stark steigen.

Wie hängen der Leitzins und die Inflation zusammen?

Eine Inflation liegt vor, wenn nicht nur die Preise für einzelne Produkte, sondern das Preisniveau für Waren und Dienstleistungen im Allgemeinen steigt. Ermittelt wird die Inflation für einen bestimmten Zeitraum, oft im Vergleich zum Preisniveau des Vorjahres.

Andere Bezeichnungen für die Inflation sind die Teuerung oder die Preissteigerungsrate. Damit zeigt die Inflation die Abnahme der Kaufkraft und den realen Wertverlust des Geldes auf.

Laut Statistischem Bundesamt lag die Inflationsrate im September 2022 hierzulande bei zehn Prozent. Das Preisniveau ist also im Vergleich zum September 2021 um zehn Prozent gestiegen.

Passt die EZB den Leitzins an, möchte sie auf diese Weise die Preise indirekt beeinflussen und erreichen, dass die Nachfrage sinkt.

Denn wenn die Nachfrage steigt, das Angebot aber gleich bleibt oder kleiner wird, gehen die Preise nach oben. Derzeit wird das vor allem bei Gas und Lebensmitteln deutlich.

Höhere Zinsen sollen dabei helfen, die Preise stabil zu halten. Sind Kredite teurer, investieren Unternehmen weniger. Verbraucher wiederum kaufen weniger ein und sparen mehr.

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Weil sich dadurch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage verschiebt, stabilisieren sich die Preise oder sinken. So lautet zumindest die Theorie. Bis eine Zinserhöhung Wirkung zeigt, vergehen aber in aller Regel mehrere Monate. Außerdem hängt es immer auch von weiteren Schritten und Maßnahmen ab, wie groß die Effekte sind.

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Benjamin Naue, - Jurist, Sabine Scheuer, - Rechtsberaterin, David Wichewski, - Anwalt, sowie Ferya & Christian Gülcan, Gründer und Unternehmer in B2B & B2C Gewerbe, mit ca. 30 Jahren Erfahrung als Vertragspartner unterschiedlicher Branchen, Betreiber/in und Redakteur/in dieser Webseite, schreiben hier Wissenwertes, Tipps, Anleitungen und Ratgeber für Verbraucher zum Thema Verträge, Schriftverkehr und Recht. Die Inhalte des Informationsangebots stellen keine Rechtsberatung dar - somit ersetzen die Inhalte auch keine rechtliche Beratung.

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