Die Grundfähigkeitsversicherung wird gerne als Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung angeboten. Aber was ist eine Grundfähigkeitsversicherung überhaupt? Was sichert sie ab? Welche Vor- und Nachteile hat sie? Und kann sie wirklich eine sinnvolle Alternative sein? Wir klären auf!
Wie funktioniert eine Grundfähigkeitsversicherung?
Neben der bekannten Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) nehmen immer mehr Versicherer auch die Grundfähigkeitsversicherung, kurz GF-Versicherung, in ihr Angebot auf. Oft wird sie als kostengünstigere Alternative zur BU angepriesen.
Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Versicherungen besteht darin, wann sie eine Leistung erbringen. So greift die BU-Versicherung, wenn du deinen Beruf aus gesundheitlichen Gründen dauerhaft nicht mehr ausüben kannst.
Ob du wegen einer körperlichen oder psychischen Erkrankung oder infolge eines Unfalls berufsunfähig wirst, spielt dabei keine Rolle. Maßgeblich ist, dass du nicht mehr arbeiten kannst.
Die GF-Versicherung hingegen setzt an bestimmten, in den Vertragsbedingungen konkret definierten Grundfähigkeiten an.
Zu diesen Fähigkeiten können zum Beispiel gehören:
- Sehen
- Hören
- Sprechen
- Gehen
- Bücken und heben
- Autofahren oder Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel
- Bedienen von alltäglichen Geräten wie zum Beispiel einem Smartphone
Eine Leistung erbringt die GF-Versicherung erst und nur dann, wenn du eine der versicherten Grundfähigkeiten in einem erheblichen Umfang dauerhaft verlierst. Kleine Einschränkungen genügen nicht.
Außerdem berücksichtigt der Versicherer, ob es Hilfsmittel gibt. Wenn du zum Beispiel an Sehkraft verlierst, ein ausreichendes Sehvermögen mit einer Brille oder Kontaktlinsen aber wiederhergestellt werden kann, bezahlt die Versicherung nichts.
Wichtig zu wissen ist, dass bei GF-Versicherungen keine einheitlichen Standards existieren.
Jeder Versicherer entscheidet individuell, welche Grundfähigkeiten versichert sind und welcher Grad der Einschränkung für eine Versicherungsleistung mindestens vorliegen muss. Weil sich die Tarife in ihren Bedingungen und Leistungen dadurch stark voneinander unterscheiden können, wird es schwierig, die Angebote zu vergleichen.
Inhalt
Wann kann eine Grundfähigkeitsversicherung die richtige Lösung sein?
Die GF-Versicherung kann sinnvoll sein, wenn du schon gesundheitliche Einschränkungen oder Vorerkrankungen hast. Denn in diesen Fällen lehnen die BU-Versicherungen den Antrag oft komplett ab oder schließen viele Leistungen aus dem Versicherungsumfang aus.
Bei der GF-Versicherung sind die Gesundheitsprüfungen häufig weniger umfangreich und nicht ganz so streng. Unter Umständen wird dadurch ein Versicherungsschutz überhaupt erst möglich.
Ein weiterer Aspekt ist der Kostenfaktor. Je nach Anbieter, Leistungsumfang und deinen individuellen Voraussetzungen kann eine BU recht teuer sein. Eine GF-Versicherung kostet oft weniger.
Trotzdem solltest du nicht vorschnell eine GF-Versicherung abschließen. Weil sie nur bei schwerwiegendem und dauerhaftem Verlust bestimmter Grundfähigkeiten zahlt, bietet sie nur begrenzten Schutz.
Und psychische Erkrankungen, die zu den Hauptursachen für Berufsunfähigkeit gehören, sind in vielen GF-Tarifen gar nicht oder nur minimal abgedeckt.
Wie gehe ich am besten vor?
Die Arbeitsfähigkeit abzusichern, ist wichtig und sinnvoll. Denn wenn du aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kannst, kann schnell die ganze Existenzgrundlage in Gefahr geraten.
Trotzdem solltest du mit Bedacht vorgehen:
Prüfe zuerst eine Berufsunfähigkeitsversicherung.
Die BU-Versicherung ist in den meisten Fällen die beste Wahl, wenn es um den Schutz der Arbeitskraft geht. Denn sie bietet eine weitreichende Absicherung, wenn du erkrankst oder einen Unfall hast. Die Beiträge sind zwar oft höher als bei einer GF- oder auch einer Unfallversicherung. Dafür ist aber auch der Leistungsumfang besser.
Wird dein Antrag auf eine BU-Versicherung abgelehnt, solltest du nicht vorschnell aufgeben. Wende dich an einen unabhängigen Versicherungsberater oder einen Versicherungsmakler.
Beide können eine sogenannte anonyme Risikovoranfrage stellen und so bei mehreren Versicherern abfragen, ob und zu welchen Bedingungen ein Versicherungsschutz möglich ist, ohne deine Daten preiszugeben.
Ein Versicherungsberater mit behördlicher Zulassung wendet sich an Versicherer mit Nettotarifen. Nettotarife enthalten keine Anteile für die Provision und sind dadurch preiswerter.
Kommt der Vertrag zustande, bezahlst du dem Berater sein Vermittlungshonorar direkt. Einen Versicherungsberater findest du über die Webseite des Bundesverbandes. Im Unterschied dazu vermittelt ein Versicherungsmakler Tarife, bei denen die Provision in die Beiträge eingerechnet ist. Du zahlst dadurch kein gesondertes Honorar, sondern über die gesamte Laufzeit hinweg entsprechende Versicherungsbeiträge.
Vergleiche die Angebote sorgfältig.
Möchtest du eine GF-Versicherung abschließen, solltest du unbedingt mehrere Angebote einholen und diese sorgfältig miteinander vergleichen.
Achte bei einem Vergleich vor allem darauf, welche Grundfähigkeiten versichert sind, welche Bedingungen für einen Versicherungsfall erfüllt sein müssen und welche Leistungen die Versicherung dann erbringt.
Nutze die Tarifoptionen für dich.
Einige GF-Tarife beinhalten die Möglichkeit, dass du zu einem späteren Zeitpunkt in eine BU-Versicherung wechselst, ohne dass eine erneute Gesundheitsprüfung stattfindet.
Diese Option kann eine gute Lösung sein, wenn du noch recht jung bist und weniger Geld für eine Versicherung ausgeben kannst oder willst. Auch für dein Kind kannst du mit dieser Variante die Grundlage für eine passende Absicherung schaffen.
Unser Fazit zur Grundfähigkeitsversicherung
Den umfassenden Schutz, den eine Berufsunfähigkeitsversicherung bietet, kann eine Grundfähigkeitsversicherung in aller Regel nicht ersetzen. In bestimmten Fällen kann sie aber eine hilfreiche Lösung sein.
Das gilt insbesondere dann, wenn du Vorerkrankungen hast und keine BU-Versicherung abschließen kannst oder in jungen Jahren einen preiswerteren Versicherungsschutz suchst, mit der Option, später zu wechseln.
In jedem Fall solltest du aber mehrere Angebote vergleichen, damit du im Ernstfall tatsächlich die Absicherung hast, die du brauchst.
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Thema: Wie funktioniert eine Grundfähigkeitsversicherung?
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