Was ist eine Untervollmacht? Teil 2

Was ist eine Untervollmacht? Teil 2

Durch eine Vollmacht erteilt der Vollmachtgeber dem Bevollmächtigen die Befugnis, ihn bei bestimmten Rechtsgeschäften zu vertreten. Der Vollmachtgeber bestimmt also einen Stellvertreter und legt dabei gleichzeitig fest, wozu sein Vertreter in welchem Umfang befugt ist.

Anzeige

Was ist eine Untervollmacht Teil 2

Dabei kommen Vollmachten in vielen unterschiedlichen Bereichen zum Einsatz. Außerdem gibt es die Vollmacht in verschiedenen Varianten. Eine besondere Form ist die Untervollmacht.

Sie kennzeichnet sich dadurch, dass nicht der Vollmachtgeber eine Person zu seinem Vertreter bestimmt.

Stattdessen überträgt der Bevollmächtigte die Vertretungsmacht, die ihm durch Vollmacht erteilt wurde, seinerseits durch eine Vollmacht auf einen Dritten. Der Bevollmächtigte als Vertreter bestimmt also einen Untervertreter.

Was im ersten Moment recht kompliziert klingt, ist in Wahrheit halb so wild. In einem zweiteiligen Beitrag beantworten wir die wichtigsten Fragen zur Untervollmacht.

Dabei ging es in Teil 1 darum, was eine Untervollmacht genau ist, wann sie erteilt werden darf und wen der Unterbevollmächtigte eigentlich vertritt.

Hier ist Teil 2!:

Ist es möglich, eine Untervollmacht zu widerrufen?

Aus § 168 BGB ergibt sich, dass eine Vollmacht solange widerrufen werden kann, wie sie noch nicht eingesetzt wurde. Genauso wie das Erteilen der Vollmacht erfolgt dann auch ihr Widerruf durch eine entsprechende Erklärung.

Für eine Untervollmacht gelten die gleichen Regeln. Solange die Untervollmacht noch nicht zum Einsatz kam, kann sie also widerrufen werden. Es sei denn, die Vollmacht und/oder die Untervollmacht wurden ausdrücklich als unwiderruflich gestaltet. Dann ist ein Widerruf ausgeschlossen.

Wurde eine Vollmacht bereits eingesetzt, kann sie nicht mehr widerrufen werden. Stattdessen ist nur noch eine Anfechtung der Vollmacht möglich.

Allerdings kann eine Vollmacht auch von Anfang an zeitlich befristet erteilt werden. Wenn der entsprechende Stichtag erreicht ist, erlischt die Vollmacht automatisch.

Eine solche Vereinbarung muss bei der Untervollmacht ebenfalls berücksichtigt werden. Denn eine Untervollmacht kann nicht unbefristet gültig bleiben, wenn die Gültigkeit der Hauptvollmacht zeitlich begrenzt ist.

Das bedeutet:

Ist die Hauptvollmacht befristet und widerrufbar, kann die Untervollmacht nicht unbefristet und unwiderrufbar sein.

Wo werden Untervollmachten angewendet?

Im privaten Bereich sind Untervollmachten eher selten anzutreffen. Denn wenn der Vollmachtgeber einen Vertreter bestimmt, der ihn in persönlichen Angelegenheiten vertreten soll, wägt er in aller Regel sehr genau ab, wen er einsetzt.

Zudem wird der Vollmachtgeber oft von sich aus eine zweite Person auswählen, die einspringt, falls der eigentliche Bevollmächtigte ausfällt. Es wird aber nicht im Sinne des Vollmachtgebers sein, dass der Bevollmächtigte seinerseits irgendeine Person bestimmt, die als Vertreter des Vollmachtgebers auftritt.

Eine Ausnahme kann aber sein, wenn es zum Beispiel um eine Vorsorgevollmacht geht.

Wurde der Bevollmächtigte als Vertrauensperson eingesetzt, fällt er aber nun selbst aus gesundheitlichen Gründen aus, zieht er weg oder geht er berufsbedingt für längere Zeit ins Ausland, kann eine Untervollmacht ins Spiel kommen.

Durch die Untervollmacht kann der Bevollmächtigte nämlich eine Person bestimmen, die ihn vertritt, bis er die Aufgaben wieder selbst übernehmen kann.

Im Rahmen der Untervollmacht kann der Bevollmächtigte dabei festlegen, welche Rechtshandlungen der Unterbevollmächtigte übernehmen kann und welche nicht. Damit die Untervollmacht wirksam werden kann, muss der Vollmachtgeber aber sein Okay dazu geben.

Besucher lesen auch gerade folgenden Beitrag:  Wann die Stromkosten zu hoch sind und was sie senkt

Damit das Ganze etwas greifbarer wird, hier ein Beispiel, wie so eine Untervollmacht aussehen kann:

Hiermit erteile ich, … (Name, Anschrift, Geburtsdatum) …,

als bevollmächtigte Vertrauensperson meiner Mutter … (Name, Anschrift) …

meinem Sohn … (Name, Anschrift, Geburtsdatum) …

Untervollmacht.

Die Vollmacht befugt meinen Sohn dazu, mich bei Entscheidungen und Rechtsgeschäften im Sinne der Vorsorgevollmacht meiner Mutter vom … in folgenden Bereichen zu vertreten:

– Gesundheitsfürsorge  und Pflegebedürftigkeit
– Angelegenheiten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt und der Wohnung
– Ämter und Behörden
– Post- und Fernmeldeverkehr
– Vertretung vor Gericht
– Betreuungsverfügung

Angelegenheiten im Zusammenhang mit dem Vermögen sind von der Vertretungsmacht ausgenommen.

Die Untervollmacht ist gültig bis zum … Sie kann jedoch auch davor jederzeit widerrufen werden.

Ort, Datum                    Unterschrift

Die Untervollmacht bei Rechtsanwälten

Untervollmachten werden in Unternehmen eingesetzt. Daneben arbeiten Rechtsanwälte sehr oft mit Untervollmachten. Durch eine Untervollmacht erteilt der Rechtsanwalt als Hauptbevollmächtigter einem anderen Rechtsanwalt im Namen des Mandanten die Vollmacht, zum Beispiel einen Gerichtstermin für ihn wahrzunehmen.

Gängige Praxis ist das vor allem dann, wenn die Verhandlung an einem weiter entfernten Ort stattfindet. Aber auch wenn der Rechtsanwalt erkrankt oder aus zeitlichen Gründen verhindert ist, kann er einen Kollegen per Untervollmacht zu seinem Vertreter bestimmen.

Gilt die Untervollmacht nur für die Vertretung bei einem Gerichtstermin, wird sie auch als Terminsvollmacht bezeichnet. Sinnvoll ist eine Termins- oder Untervollmacht bei einer auswärtigen Verhandlung oft deshalb, weil so die Prozesskosten gesenkt werden können.

Das wiederum liegt daran, dass die Kosten, die ein Anwalt vor Ort in Rechnung stellt, in aller Regel niedriger sind als die Reisekosten des eigenen Rechtsanwalts.

Voraussetzung für eine wirksame Untervollmacht ist aber, dass der Mandant damit einverstanden ist. Möchte er ausschließlich von dem Rechtsanwalt vertreten werden, den er sich ausgesucht hat, kann er dem Erteilen einer Untervollmacht widersprechen.

Lässt sich der Rechtsanwalt durch Untervollmacht von einem Kollegen vertreten, bleibt er weiterhin der Hauptbevollmächtigte und damit der Anwalt des Mandanten.

Im Rahmen der Untervollmacht kann der Anwalt bestimmen, wie umfangreich die Befugnisse seines Kollegen sind. Dabei kann er die Untervollmacht deutlich enger fassen als die Prozessvollmacht, die der Mandant erteilt hat. Dadurch kann der Kollege nur die Rechtshandlungen vornehmen, die die Untervollmacht erlaubt.

Ein Sonderfall ist eine Kanzlei, in der mehrere Rechtsanwälte als gleichberechtigte Partner zusammenarbeiten. Erteilt der Mandant hier eine Vollmacht, gilt sie nämlich grundsätzlich für alle Anwälte der Kanzlei.

Auch wenn der Mandant nur einem Anwalt eine Prozessvollmacht erteilt hat, kann also ein anderer Anwalt der Kanzlei den Fall übernehmen.

Eine weitere Vollmacht oder eine Untervollmacht braucht es dafür nicht. Für den Mandanten heißt das:

Wenn er möchte, dass ihn ein bestimmter Anwalt vertritt, muss er das der Kanzlei ausdrücklich so mitteilen.

Mehr Ratgeber, Vorlagen, Tipps und Anleitungen:

Anzeige

Thema: Was ist eine Untervollmacht? Teil 2

-

Übersicht:
Fachartikel
Verzeichnis
Über uns


musterverträge99

Autoren Profil:
FB/Twitter

Veröffentlicht von

Autoren Profil:

Benjamin Naue, - Jurist, Sabine Scheuer, - Rechtsberaterin, David Wichewski, - Anwalt, sowie Ferya & Christian Gülcan, Gründer und Unternehmer in B2B & B2C Gewerbe, mit ca. 30 Jahren Erfahrung als Vertragspartner unterschiedlicher Branchen, Betreiber/in und Redakteur/in dieser Webseite, schreiben hier Wissenwertes, Tipps, Anleitungen und Ratgeber für Verbraucher zum Thema Verträge, Schriftverkehr und Recht. Die Inhalte des Informationsangebots stellen keine Rechtsberatung dar - somit ersetzen die Inhalte auch keine rechtliche Beratung.

Kommentar verfassen