Wichtige Versicherungen für Familien – eine Übersicht

Wichtige Versicherungen für Familien – eine Übersicht

Ein paar Versicherungen sind wichtig. Andere Versicherungen können sinnvoll sein. Und wieder andere Versicherungen sind überflüssig. Dieser Beitrag erklärt, welche Versicherungen eine Familie braucht.

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Viele Versicherungsversprechen klingen einleuchtend und verlockend. Sie beschreiben Situationen, die sich jeder gut vorstellen kann, und erklären anschaulich, wie sie in diesen Situationen helfen. Durch den Abschluss des jeweiligen Versicherungsvertrags stellt sich ein Gefühl von Sicherheit ein.

Sollte es zum Schadenfall kommen, sind der Versicherungsnehmer und seine Familie durch die Versicherung schließlich abgesichert. Aber erst im Ernstfall zeigt sich, wie viel die Versicherung tatsächlich wert ist und ob sie die erhoffte Unterstützung auch wirklich bietet.

Und oft folgt dann die Ernüchterung, denn ausgerechnet der vorliegende Fall ist nicht gedeckt. Oder die Versicherungsleistung fällt sehr viel geringer aus als gedacht. Hinzu kommt, dass Versicherungsverträge die Haushaltskasse ganz schön belasten können. Grund genug, der Frage auf den Grund zu gehen, welche Versicherungen Familien wirklich brauchen.

Und genau das macht die folgende Übersicht:

 

Zwei Regeln für den Abschluss von Versicherungsverträgen

Gerade Familien müssen mit ihrem Budget gut haushalten. Doch das Familienbudget ist oft nicht sehr üppig, so dass unvorhergesehene Ausgaben oder Schicksalsschläge schnell zum Desaster führen können. Dass immer etwas passieren kann, mit dem niemand gerechnet hat, steht außer Frage.

Aber es ist weder möglich noch sinnvoll, für jedes Risiko gleich einen Versicherungsvertrag abzuschließen. Stattdessen lässt sich eine gute, ausreichende und bezahlbare Absicherung zusammenstellen, wenn zwei goldene Regeln beachtet werden:

  1. Erst Leib und Leben, dann Hab und Gut: Die Absicherung des Lebens, der Gesundheit und der Arbeitskraft sollte immer Vorrang vor der Absicherung von Sachwerten haben. Denn Gegenstände lassen sich ersetzen, das Leben und die Gesundheit nicht. Und der Versicherungsnehmer hat nicht viel davon, wenn nach einem Wasserschaden oder Brand zwar die Möbel ersetzt werden, er nach einem schweren Unfall aber nicht mehr arbeiten kann und mit den Leistungen aus den gesetzlichen Sozialversicherungen über die Runden kommen muss.
  2. GAU-Prinzip: Das Kürzel GAU steht für Größter Annehmbarer Unfall. Und der Versicherungsnehmer fährt gut, wenn er die Risiken absichert, die tatsächlich ein GAU wären, also den finanziellen Ruin bedeuten und/oder die Existenz seiner Familie gefährden würden. Bei allen anderen Risiken ist es sinnvoller, keinen Versicherungsvertrag abzuschließen, sondern etwas Geld für den Notfall zur Seite zu legen.

 

Diese Versicherungen sind für Familien wichtig

Eine private Haftpflichtversicherung ist ein Muss – für das junge Paar genauso wie für die Familie mit Kindern oder die älteren Eheleute, deren Kinder längst aus dem Haus sind. Die Haftpflichtversicherung springt ein, wenn in einem unbedachten Moment ein Dritter zu Schaden kommt.

Dabei reguliert die Versicherung sowohl Sachschäden als auch Personen- und Vermögensschäden. Familienversicherungen, die beide Partner und die Kinder einschließen, sind schon für unter 100 Euro im Jahr zu haben. Wichtig ist aber, dass die Versicherung auch für Schäden von nicht deliktfähigen Kindern aufkommt. Denn wenn dieser Zusatz fehlt, leistet die Versicherung im Schadensfall nicht, wenn die Kinder jünger als sieben Jahre sind.

Ebenfalls sehr wichtig ist die Berufsunfähigkeitsversicherung. Sie sichert das Risiko ab, dass der Versicherungsnehmer seine Arbeitskraft durch eine Erkrankung oder einen Unfall verliert. Grundsätzlich greift in einem solchen Fall zwar der Gesetzgeber mit einer Erwerbsminderungsrente oder Sozialleistungen unter die Arme. Allerdings fallen diese recht bescheiden aus.

Und eine Erwerbsminderungsrente setzt voraus, dass mindestens fünf Jahre lang Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt wurden. Vor dem Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist aber ratsam, verschiedene Tarife genau unter die Lupe zu nehmen oder sich unabhängig beraten zu lassen. Denn die Versicherung ist vergleichsweise teuer und muss so ausgestaltet sein, dass sie im Ernstfall auch wirklich ausreichende Leistungen bereitstellt.

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Die dritte wichtige Familienversicherung ist eine Risikolebensversicherung. Sie sichert die Angehörigen finanziell ab, falls der Versicherungsnehmer stirbt. Kapital wird bei einer Risikolebensversicherung zwar nicht angespart, denn sie leistet wirklich nur im Todesfall. Aber dafür ist der Schutz für die Familie ab der ersten Beitragszahlung in vollen Umfang gegeben und schon für ein paar Euro im Monat zu haben.

 

Diese Versicherungen können, müssen aber nicht sein

Die Hausratversicherung gehört zu den Lieblingsversicherungen der Deutschen. Über 80 Prozent aller Haushalte haben ihre Möbel, Einrichtungsgegenstände und persönlichen Dinge gegen Wasserschäden, Feuer, Diebstahl und Einbruch versichert.

Wie teuer die Versicherung ist, hängt zum einen vom Wert des Hausrats und somit von der Höhe der vereinbarten Versicherungssumme und zum anderen davon ab, wo sich die Wohnung befindet. Wenn es das Budget zulässt, kann eine Hausratversicherung sinnvoll sein. Wichtig ist dann aber, darauf zu achten, dass die Versicherungssumme tatsächlich ausreicht. Außerdem sollten die Versicherungsbedingungen auf die Einrede grober Fahrlässigkeit verzichten. Andernfalls kann die Versicherung die Versicherungsleistung kürzen, wenn beispielsweise eingebrochen wurde und ein Fenster gekippt war.

Andererseits ist ein Verlust des Hausrats zwar schwierig, aber zu verkraften. Vor allem wenn die Familie eine Durchschnittseinrichtung hat und im Fall der Fälle den Hausrat auch aus eigenen Mitteln wiederbeschaffen könnte, kann sie auf die Hausratversicherung verzichten.

Eine Kinderinvaliditätsversicherung schützt das Kind vor den Folgen einer Invalidität. Erkrankt das Kind so schwer, dass eine Schwerbehinderung eintritt, zahlt die Versicherung eine Rente oder eine Einmalsumme aus. Viele Versicherungen knüpfen die Leistung aber an einen bestimmten Behindertengrad oder eine gewisse Pflegestufe.

Und eine Invalidität infolge eines Unfalls ist nicht abgesichert, dafür wäre die Unfallversicherung zuständig. Statistisch gesehen ist eine schwere Erkrankung wie etwa Krebs aber auch sehr viel wahrscheinlicher als eine Behinderung infolge eines Unfalls. Mit Beiträgen ab etwa 50 Euro pro Monat ist eine Kinderinvaliditätsversicherung allerdings recht teuer.

Auf diese Versicherungen können Familien verzichten

Eine Unfallversicherung federt die finanziellen Folgen durch eine Zusatzrente oder eine Einmalzahlung ab, wenn der Versicherungsnehmer dauerhafte Schäden von einem schweren Unfall davonträgt. Allerdings steckt der Teufel im Detail. So zahlt die Versicherung tatsächlich nur im Fall eines Unfalls. Schwere Erkrankungen sind nicht abgedeckt.

Und wie schwer die Unfallfolgen sind, definiert eine Versicherung oft anders als der Betroffene. Hinzu kommt, dass eine Unfallversicherung mit einer vernünftigen Versicherungssumme ganz schön ins Geld geht. Insofern ist eine Unfallversicherung eigentlich nur dann sinnvoll, wenn der Versicherungsnehmer keine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen kann. Und bevor er einen Vertrag unterschreibt, sollte er sich die Bedingungen sehr genau durchlesen.

Eine Kapitallebensversicherung oder eine Rentenversicherung ist oft gut gemeint. Schließlich wird so ein finanzielles Polster fürs Alter angespart und wenn die Versicherung in jungen Jahren abgeschlossen wird, sind die Beiträge überschaubar. Allerdings läuft eine solche Versicherung teils jahrzehntelang. Ein vorzeitiger Ausstieg aus dem Vertrag ist nur mit Verlusten möglich.

Und die Gebühren sind hoch, während die Verzinsung überschaubar ist. Die bessere Wahl ist deshalb ein Sparplan. Er kann flexibel angepasst werden und wenn der Nachwuchs das Geld braucht, kann er unkompliziert darauf zurückgreifen.

Gleiches gilt für die Ausbildungsversicherung und auch die Sterbegeldversicherung. Sie sind letztlich nichts anderes als Kapitallebensversicherungen, nur haben sie einen anderen Namen, laufen kürzer und sind zweckgebunden. Doch wenn der Versicherungsnehmer seine Beitragszahlungen zusammenrechnet und diese Summe mit der Versicherungssumme vergleicht, wird er feststellen, dass sich eine solche Versicherung nicht lohnt. Stattdessen hat er mehr davon, wenn er jeden Monat ein paar Euro auf ein Tages- oder Festgeldkonto einzahlt, um Rücklagen für die Ausbildung der Kinder oder den Todesfall zu bilden.

Eine Rechtschutzversicherung gehört ebenfalls zu den sehr beliebten Versicherungen. Und tatsächlich kann ein Rechtsstreit sehr teuer werden. Trotzdem brauchen viele keine Rechtsschutzversicherung. Denn in den meisten Rechtsbereichen trägt derjenige die Kosten, der vor Gericht verliert. Doch wenn bei einem Rechtsstreit keine Aussicht auf Erfolg besteht, gibt’s auch von der Rechtsschutzversicherung keine Zusage.

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In den typischen Rechtsbereichen, die regelmäßig zu Streitigkeiten führen, etwa dem Sozialrecht oder dem Arbeitsrecht, braucht der Versicherungsnehmer keinen Anwalt, wenn er vor Gericht gehen will. Hinzu kommt, dass viele Versicherungen bereits eine Rechtsschutzversicherung enthalten. So wehrt beispielsweise die private Haftpflichtversicherung oder die Kfz-Versicherung unberechtigte Ansprüche gegenüber dem Versicherungsnehmer ab.

Spezielle Rechtsbereiche wie etwa das Vertragsrecht oder das Familienrecht wiederum sind über eine klassische Rechtschutzversicherung erst gar nicht abgedeckt. Hier müssten entsprechende Zusatzbausteine vereinbart werden, die dann aber auch wieder extra kosten.

Abzuraten ist von Versicherungspaketen. Kombitarife bündeln mehrere Versicherungen und schließen die gesamte Familie ein. Aber oft enthalten sie Bausteine, die überhaupt nicht notwendig sind und die Police nur unnötig verteuern.

 

Noch ein Tipp zum Schluss

In vielen Haushalten verschwindet der Ordner mit den Versicherungspolicen im Schrank und fristet dort unbeachtet sein Dasein, während die Verträge jahrelang weiterlaufen. Doch gerade bei Familien verändern sich die Lebensumstände und damit auch der Bedarf an Versicherungen.

Hinzu kommt, dass regelmäßig Tarife auf den Markt kommen, die mehr Leistung fürs gleiche Geld bieten oder sogar deutlich kostengünstiger sind. Es lohnt sich also, den Versicherungsordner regelmäßig hervorzukramen und durchzuschauen. Auf Vergleichsportalen lässt sich schnell ermitteln, ob ein Versicherungswechsel Sinn macht. Und wer sich bei der Auswahl unsicher ist, sollte sich von einer unabhängigen (!) Stelle beraten lassen.

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Benjamin Naue, - Jurist, Sabine Scheuer, - Rechtsberaterin, David Wichewski, - Anwalt, sowie Ferya & Christian Gülcan, Gründer und Unternehmer in B2B & B2C Gewerbe, mit ca. 30 Jahren Erfahrung als Vertragspartner unterschiedlicher Branchen, Betreiber/in und Redakteur/in dieser Webseite, schreiben hier Wissenwertes, Tipps, Anleitungen und Ratgeber für Verbraucher zum Thema Verträge, Schriftverkehr und Recht. Die Inhalte des Informationsangebots stellen keine Rechtsberatung dar - somit ersetzen die Inhalte auch keine rechtliche Beratung.

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